Wo sind denn all die bösen Menschen?

Wo sind denn all die bösen Menschen? Wir sind ihnen noch nicht begegnet. Die Zeitungen sind voll von Geschichten über sie und so trauen sich die Menschen kaum noch aus dem Haus, doch auf unserem Weg durch Deutschland haben wir sie noch nicht gefunden. Darum wird es Zeit andere Geschichten zu erzählen. Geschichten über die vielen kleinen Wunder der Menschlichkeit, die uns täglich begegnen:

Da sind die vielen Bauern, die uns bisher noch jedes Mal ohne zu zögern ihre Scheunen und Dachböden zu Verfügung gestellt haben, uns Strohbetten herrichteten, uns ihre Bäder anboten und uns manches Mal mit Tee und Kafee weckten.
Da sind die Pfarrer, die immer eine sichere Übernachtung in Dörfern und Städten sind, gerade dann, wenn man keine Kraft mehr hat lange zu suchen.
Da ist der freundliche Herr am Gartenzaun, der uns bei 30 Grad zu kühlen Getänken einläd und uns englische Lieder vorsingt.
Da sind die vielen, vielen Bäckereien, die uns Brot vom Vortag und oftmals auch frisches Brot schenken.
Da ist der Bäckermeister Manfred Walther aus Gräfenthal, der uns zuerst seine Backstube präsentiert und uns jede Menge Brot schenkt und uns frisch gebackene Teilchen probieren lässt. Der dann eine Übernachtung in der Gaststätte organisiert und uns zu Getränken einläd, woraufhin, die nette Chefin uns zum Abendessen Pommes und Chicken Nuggets macht. (Als Dankeschön dürfen wir wenigens am nächsten Morgen helfen die Gaststätte zu putzen.) Nach dem Putzen bekamen wir vom Herrn Walter Kuchen und Eis spendiert und dann brachte er ein Teil unseres Gepäcks in nächste Dorf zu einer Filiale von ihm, wo es zusammen mit Kakao, Milch, Plätzchen und Brötchen auf uns wartete.
Da sind die Mitarbeiter in den Supermärkten, mit dem verdutzten Gesichtsausdruck, wenn wir ganz dreist fragen, ob wir containern dürfen. (Essen aus den Mülltonnen holen) Es gibt da immer wieder einen besonderen Moment, wenn die Mitarbeiter zuerst sagen, dass das nicht geht, dass das leider verboten sei und Michi dann fragt, was sie persönlich davon halten, dass soviel weggeworfen wird. Wenn dann auf einmal ein Mensch vor einem steht. Und dass sie dann immer wieder doch eine Lösung finden, um die Verbote zu umgehen,  Uns zum Beispiel die abgelaufenen Sachen für einen Cent das Stück verkaufen. Jahre lang habe ich heimlich hinter den Supermärkten Essen aus den Mülltonnen geklaut und jetzt stelle ich fest, dass man auch einfach fragen kann.
Da ist der Diakon in Neustadt bei Coburg, der uns mit einer solchen Selbstverständlichkeit einen Übernachtungsplatz in der Arche anbietet und der sich mit einer solchen Unermütlichtlichkeit dafür einsetzt einen Ort der Geborgenheit zu schaffen, an dem die Kinder und Jugendlichen sich auch sichtlich gerne aufhalten.
Da ist das kleine Dorf im Thüringer Wald, dass sich irgendwann fast komplett auf der Straße versammelt um einen Schlafplatz für uns zu organisieren, bis wir schließlich bei einer so unglaublich netten Familie unterkommen, die uns morgens mit einem wundervollen Frühstück weckt, und eine so freundlich Atmosphäre schafft, dass wir gar nicht wieder los wollen.
Da sind wahre Glückssträhnenwunder, wenn uns ein Geschenk nach dem anderen zufällt. Wie z.B. als wir von vier Bikern in einer Pizzeria zu Getränken eingeladen werden, woraufhin uns der Chef Pizza spendiert, der Kommandant der Feuerwehr, der ebenfalls in der Pizzeria is(s)t uns die Übernachtung im Jugendhaus organisiert und uns eine Frau ein riesiges Frühstück am nächsten Morgen vorbei bringt.
Da sind zwei WGs in Bamberg, die uns ne Umstände beherbergen.
Da ist Norbert, der immer wieder mit seinem Bus vorbeikommt und auch ein Stück mitkommt und uns Abends mit dem köstlichstem Essen bekocht.
Da ist Bea, die wir vor Schwäbisch Hall an einem See treffen und die uns Abends warmes Essen vorbei bringt.
Da sind so viele Begegnungen und Gespräche mit so vielen wunderbaren Menschen und zu jeder Einzelnen könnte man eine ganze Geschichte schreiben und es ist eine Schande, dass die Zeitungen nicht auch voll sind mit solchen Berichten. Ich schäme mich ein wenig, dass wir nicht viel mehr davon berichten, aber es nicht einfach so viel zu schreiben beim Laufen, wenn man nur selten mal einen Computer und Internet hat und es immer so viel in der Gruppe zu besprechen und zu tun gibt. Wir schicken ein riesiges DANKE an all diese Menschen in die Welt hinaus und die Botschaft, all den Sprüchen über die bösen Menschen nicht zu viel Glauben zu schenken, bis man mal unterwegs war und sie erlebt hat, diese bösen Menschen.

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Kommentare (7) Schreibe einen Kommentar

  1. WunderBAR!!! – So, wie das Pfingst-Wunder!!! – Die Losung im Juni heißt:
    „Die Frucht des Geistes aber ist Liebe. Freude, Friede, Langmut,
    Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung.“
    Galater 5, 22 – 23

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  2. Es ist wirklich etwas ganz besonderes Euch auf Eurem Weg aus der Ferne begleiten zu dürfen und an Euren Erlebnissen zumindest virtuell teilhaben zu können. Ich danke Euch von Herzen für jeden Eurer Schritte und Eure Bereitschaft den Funken zur Bildungsveränderung auf diese Weise weiterzutragen. Und ich danke den vielen tollen Menschen, denen Ihr begegnet, dass sie Euch nach ihren Möglichkeiten unterstützen. Es ist toll zu hören, wie sie es immer wieder schaffen – nach all den Kilometern und all den Begegnungen – Euch zu bewegen und zu überraschen. Ich wünsche Euch noch viele tolle Menschen auf den nächsten 250 Kilometern und freue mich auf weitere tolle Berichte von Euch 😉

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  3. Ihr wunderbaren Funkenflieger. Alle Menschen die eueren Weg gekreuzt haben werden Geschichten erzählen und weitertragen was ihr gesät habt. Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern.

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  4. Das ist ein schöner Bericht mit schönen Fotos! Er zeigt, wie Ihr Funken von Freundlichkeit, Bescheidenheit, Welterkundung, Friedlichkeit, Ideen-Reichtum…. fliegen lasst – und dabei zu Sammlern und Sammlerinnen von Freundlichkeit, Begegnungen, Zuwendung, neuen Erfahrungen… werdet. Dieser Bericht macht Eure Wander-Erlebnisse für die, die Euch aus der Ferne begleiten, konkreter!

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  5. Ihr fragt wo ist das Böse und ich entdecke es auf euren Fotos, in Form von Produkten des täglichen Konsums, bei denen die Umwelt, Tiere oder die Arbeiter, die zu deren Herstellung nötig waren in Mitleidenschaft gezogen, oder unfair behandelt, worden. Schon mal neben einem Feld gewandert oder Rad gefahren was grad schön mit Fungi- oder Pestiziden besprüht worde? Mmmmmmh lecker.
    Der Teufel (Das Böse) steckt im Detail wie man so schön sagt und er wird einem auch nicht böse und grimmig dreinblickend begegnen, sondern mit einem Lächeln davon überzeugen, alles ist gut obwohl man gerade das Falsche tun. Sicherlich, oft passiert dies gar nicht unbedingt mit böser Absicht sondern aus Unwissenheit oder Naivität, aber die Missstände und Fehlentwicklungen zu ignorieren oder sich nicht zu fragen wie die Zusammenhänge bei der Nahrungsmittelproduktion sich gestalten, ist sicherlich das Gegenteil von gut.
    In so Fern, schaut doch bitte auch dem geschenkten Gaul ins Maul und informiert euch. Es ist nicht alles Gold was glänzt.

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