Warum ich laufe -Naima

Ich Laufe weil ich den Menschen Mut machen will. Mut machen das zu verändern, was nicht gut ist in ihrem Leben.
Als ich zu Funkenflug kam, wusste ich noch nicht genau, warum ich eigentlich hier bin. Was ich wusste war, dass ich mir oft Fragen stelle die scheinbar nicht „normal“ zu sein scheinen. Fragen bei denen ich schief angeschaut werde, wenn ich sie alleine jemandem stelle. Es wurde gar nicht darüber nachgedacht, man hat mich nicht ernst genommen. Doch als ich dann erstmal mit einer kleinen Gruppe von Funkenfliegern zusammen saß, habe ich festgestellt, dass sie sich auch solche Fragen stellen. Außerdem erlebte ich zum ersten mal Akzeptanz, in dem was ich tue, was meine Bedürfnisse sind und wie es mir geht. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich in einer Gruppe erlebt ein Mensch sein zu dürfen mit allem was dazu gehört. Und erst dann wurde mir klar, wie krank unsere Gesellschaft doch ist, dass ich erst zu einer Gruppe „verrückter Spinner“ kommen muss, um Mensch sein zu dürfen. Los gelaufen bin ich dann um den Menschen zu zeigen das es noch mehr Menschen gibt, die einem zuhören, die liebevoll miteinander umgehen und bei denen alle gesellschaftlichen Maßstäbe keine Rolle spielen. Und dabei ist mir aufgefallen, dass jeder Mensch dem wir begegnet sind diese Zärtlichkeit und Liebe in sich trägt, oft nur so tief vergraben, dass man sie erst mit viel Mut frei schaufeln muss. Doch wenn es bei einem Menschen gelingt -was bei fast allen der Fall ist denen wir auf unserem Weg begegnen- dann strahlen sie. Sie strahlen von ganzem Herzen. Viele sind total berührt, andere begeistert und wiederum andere sagen, wir hätten uns eine schöne Seifenblase gebaut, wenn wir ihnen erzählen, wieso wir von Freiburg nach Berlin laufen. Aber sie alle empfinden irgendwie auf die eine oder andere Weise mit uns und haben auch genug von den unendlich vielen traurigen Gesichtern, die man auf der Straße trifft. Und trotzdem verwandeln sie sich selbst meistens auch wieder in diese Gesichter, sobald der Alltag wieder eintritt. Auch ich tat das, als ich wieder im Alltag war. Anfangs war ich noch total vertrauensvoll, offen und ehrlich, doch mit jedem weiteren Tag kam die Angst zu versagen mehr zurück, die Angst schlechter zu sein als die anderen. Doch ich will mich nicht von Ängsten leiten lassen. Nicht von Bewertungen von Menschen, die nicht mal darüber nachgedacht haben wieso sie bewerten, oder die es tun, weil sie es nicht besser wissen. Ich will mich offen und ehrlich an Menschen reflektieren, die sich die Zeit nehmen sich auf mich einzulassen, die mit dem Vertrauen und Wissen, das ich ihnen gebe, mit mir und nicht gegen mich arbeiten. Und ich wünsche mir, dass es solche Menschen überall auf der Welt gibt und dass diese den Mut haben auch aufzustehen und endlich die Sachen verändern, die sie unglücklich machen. Die Sachen, die nicht gut sind. Ich hoffe, dass ich durch den Lauf und durch die Sachen, die ich in meinem Leben verändere -auch auf das Risiko hin das es schief läuft- den Menschen Mut mache. So, dass sie Mut haben wieder zu träumen, Mut schlechte Dinge zu verändern, Mut zur Menschlichkeit!
Und ja, vielleicht ist es eine große Seifenblase – nur ein Traum aber wenn ihn doch so viele Menschen teilen fängt er an Realität zu werden, oder nicht? Und auch mein Herz sagt, dass es richtig ist solang zu laufen bis jeder Mensch sein darf.

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