Protokoll eines Schulbesuchs

Wir entern eine Schule. Lachende Gesichter begrüßen uns. Das fliegende Revolutionsbüro findet Anklang bei den Schülern.
Für alle die es noch nicht kennen:

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Sie bestaunen es. Worte wie Hightech-Wanderung fallen. Verwirrung herrscht, doch wir finden das Sekretariat. Mit unseren großen Rucksäcken passen wir kaum in den kleinen Raum. Jan macht eifrig Filmaufnahmen. Nach einer kurzen Erklärung was wir tun, dürfen wir in den ersten Klassenraum.  Wir werden freundlich von der Lehrerin begrüßt. Wir versuchen uns verteilt hinzusetzen, um die frontale Situation aufzulösen. Dann fängt Alia an sich persönlich vorzustellen. Es herscht eine gespannte Stille. Ab und zu gibt es ein leises Lachen. Doch es ist nett gemeint. ¨Wir glauben das Bildung anders sein kann¨, das ist der Satz der uns durch die die erste Zeit bringt. Nach sehr kurzer Zeit geben wir jedoch den Ball ab und fragen, wie es den Schülern vor Ort denn geht. Doch das klappt nicht so ganz, denn die Lehrerin versucht, die Schüler auszufragen, sie möchte uns helfen. Und wir versuchen ihr zu helfen, in dem wir direkte Fragen in den Raum werfen:

¨Haltet ihr uns für Spinner?¨ fragt Krishna. Leises lachen und ein halbironisches Nein wird hörbar. Die Lehrerin hält weiter an der Moderation fest, doch wir versuchen immer noch, sie aus dieser Rolle rauszuholen. Michi versucht, den Raum zu öffen, denn er will wissen, was die Schüler selbst bewegt. Als die Schüler dann erzählen wird erst mal viel gemeckert. ¨Schule ist scheiße¨ und schon bald lässt sich ein Sündenbock finden: G8 ist Schuld. An allem. Doch Jan will nicht glaube, dass das alles ist: ¨Ist es nicht viel zu einfach alle Schuld darauf zu schieben?¨ Wir erzählen, von der Schule in Göttingen, die trotz G8 einfach neun Jahre macht, in dem die 10. Klasse von allen wiederholt. Wir möchten inspirieren und klar machen: Nichts ist unmöglich, die Grenzen haben wir nur im Kopf. Kognitiv kommt das vielleicht rüber, aber fühlen tun es die Schüler noch lange nicht. Jeder von uns hat einen langen Weg gebraucht, um dies nur ansatzweise fühlen zu können.  Für die Schüler ist, dass alles zu weit weg von ihrer eigenen Realität in der Schule. Wir fangen an langsam unsere eigenen Geschichten zu erzählen. Was wir selbst tun, welche Projekte wir anpacken. Man merkt, wie die Stimmung anfängt intensiv zu werden. Auch die Lehrerin ist schon länger verstummt und hört gespannt zu.

¨Habt ihr noch Träume, oder hab ihr sie schon alle vergraben?¨  Bei einem Junge  kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen: ¨Nein, eigentlich alle schon vergraben¨ Weiter fügt er hinzu, jetzt bin ich doch erst 9. Klasse, jetzt kann ich doch nichts träumen. Das macht doch jetzt noch gar keinen Sinn. Später, dann wenn es in die Nähe eines Abschlusses geht, da kann ich mir Gedanken darüber machen, aber was soll ich denn jetzt damit? Mich macht das irgendwie traurig, doch nicht mehr so stark wie früher. Zu oft habe ich jetzt sowas schon gehört. Das Thema gleitet ab und fängt an sich in Debatten um Hausaufaben zu verlieren. Doch dafür sich wir nicht hier!

Das Thema mit den blöden Hausaufgaben kommt immer wieder auf und provozierend wirft Krishna ein: ¨Aber wer hat sich das Ganze den ausgedacht? Muss das so sein?¨ Er versucht, die Möglichkeit zu geben, das System zu hinterfragen. Aber der Wink mit dem Zaunpfahl kommt nicht an. Wir wissen uns nicht ganz zu helfen. Die Stimmung schläft ein und wird etwas bedrückend. Michi, fasst es in Worte und sagt: Wenn ich das hier so anschaue, dann macht mich das sehr traurig. […] Mich erschreckt, dass einfach niemand das Ganze hinterfragt, es geht immer um Kleinkram.¨ Michi wird emotionaler während er spricht. Dadurch gewinnt das Gespräch an Tiefe, es ist spürbar, dass es uns um etwas Wichtiges geht, was eben alle hier im Raum betrifft.
Irgendwann stellen wir die Frage, ob sie mitlaufen würden wenn es der Direktor erlaubt. Ungefähr die Hälfte meldet sich. Zufällig kommt  bald danach der Direktor auch dazu. Er steht bei der Tür und hört erstmal ein wenig zu. Wir fragen ihn, ob Schüler mitlaufen könnten. Und er kann es sich vorstellen. Wir freuen uns, mal schauen, was sich ergibt. Das Ganze wird noch dadurch abgerundet, dass wir mit allen zusammen ein paar große Plakate mit ihren Wünschen beschreiben, sie ins Schulhaus hängen und durch zwei wunderbare Gespräche mit den beiden Lehren, nach dem Unterricht.

– von Joey

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