Gedankgang während des Laufes

 

Was tun, wenn mir mein Abschluss genau so wichtig ist, wie bei Funkenflug mitlaufen?

Wenn ich während des Laufes an der Uni fehle, schaffe ich es dann mir den Stoff der Vorlesung selber zu erarbeiten?

Fakten lerne ich ja meistens eh auf den letzten Drücker, aber was ist mit den Zusammenhängen?

Da brauche ich auf jeden Fall Unterstützung von Leuten, die sich damit auskennen.

Und dazu gibt es ja auch viele Angebote in Vorlesungen und Pflichtseminaren.

In denen die Frage „Gibt es noch Fragen?“ so oft unbeantwortet bleibt!

Denn die Fragen entstehen ja erst, wenn ich die Dinge vor Augen habe oder direkt mit ihnen konfrontiert werde.

Und zwar in der Realität und nicht auf einem Bild in einer Power Point Präsentation.

Ich habe wirklich nichts gegen Power Point Präsentation und Vorträge!

Und auch nichts gegen die Themenschwerpunkte die Teil meines Bachelors sind.

Wo ist also das große Problem?

Ich glaube das Timing.

Und damit meine ich nicht, dass immer eine Erklärung parat sein muss, wenn ich mir eine Frage stelle. Da würde ja schon ein Smart-Phone helfen.

Möglichst viel, in möglichst kurzer Zeit bestimmt meinen Alltag.

Ich habe auch nichts dagegen Zeit effizient zu nutzen.

Doch

ich habe dass Gefühl, mein Kopf kommt bei manchen Dingen im Gegensatz zu meinem Körper

einfach nicht hinterher.

Meine Augen können in sehr kurzer Zeit sehr viele Bilder

erfassen und

schnell schreiben, kann ich schon lange.

Doch selbst wenn einem Thema in einer Vorlesung genügend Zeit zum Verstehen eingeräumt wird und ich es durchaus interessant finde, hastet mein Kopf einer „Nie-Endenden-Am-Besten-Heute-Noch-To -Do- -Liste-Um-In-Diesem-Leben-Noch-Erfolgreich-Zu-Sein“ hinterher.

Wenn ich laufe, schaffe ich gerade mal 20 – 30 km an einem Tag und bin oft einfach nur glücklich, obwohl ich nichts außer frischer Luft, das Gefühl mit besonderen Leuten unterwegs zu sein und einigen Scheiben Brot konsumiert habe.

Da entsteht ohne großen Aufwand eine unglaubliche Arbeitsatmosphäre für meinen Kopf.

Er hat Zeit die Bilder die er sieht vollständig zu laden, kann sie verarbeiten, abspeichern.

Ich glaube also, dass mein Problem mit dem Verstehen in der Schule bzw. Uni einerseits ist,

dass mein Kopf einfach nicht voll mitdenken kann, weil er sich heimlich schon mit Dingen in der nahen Zukunft herum schlägt oder noch versucht die vielen Gesprächsfetzen eben aus der Mensa zu verarbeiten.

Wenn jetzt aber wie hier beim Laufen die Informationen. die mein Gehirn erfasst auch wirklich im Kopf ankommen, kann ich richtig nachvollziehen, warum Wissenschaft betrieben wird und was einen großen Teil dieser ausmacht.

Beobachtungen.

Beobachtungen brauchen viel Zeit. Deswegen werden sie vorgetragen.

Es ist effizienter sich die Beobachtungen anderer vortragen zu lassen, aber es führt vielleicht nicht zum gleichen Grad an Verständnis.

2015 werde ich die Priorität nicht bei der Uni, sondern auf den Funkenflug-Lauf setzen, denke ich mir.

Ich möchte mit einer Gruppe laufen, die sich dem Beobachten widmet.

Dabei können sich dann hoffentlich gepixelte Bilder, die in meinem Kopf durch die vielen Erzählungen von Beobachtungen meiner bisherigen Lehrer und Dozenten entstanden sind, vervollständigen.

Und dann werde ich mir sicher wünschen, Menschen, die sich schon länger mit bestimmten Beobachtungen und Erscheinungen beschäftigt haben und unglaublich viel darüber wissen, nach Literaturhinweisen zu fragen und mehr über ihre Forschungsergebnisse erfahren wollen.

Und in diesen Unterhaltungen werde ich dann wahrscheinlich so effizient und effektiv lernen, wie schon lange nicht mehr.

Und dann träume ich von WissenschaftlerInnen und ExpertInnen verschiedenster Sachgebiete, die Lust haben auch ganz grundlegende Fragen und Zusammenhängen noch einmal mit wanderten, beobachtenden FunkenfliegerInnen an einem lauen Sommerabend zu überdenken.

von Rese

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